Ein Tag auf der Bibhuti National School
Der typische Tag für unsere EcoHimal-SchülerInnen beginnt schon früh: Bereits um 5 Uhr ist Tagwache, um 5:40 Uhr gibt es ein kleines Frühstück in Form von Keksen und Tee im Speisesaal. Danach gehen die Schüler nicht wieder in ihre Zimmer, sondern direkt in die Klassen, um Hausübungen zu machen. In den Zimmern wird nur geschlafen – das Leben spielt sich außerhalb ab. Für ein kurzes Tischtennis-Match zwischendurch im Schulhof bleibt aber immer Zeit.
Lernen macht hungrig und so gibt es anschließend ein Morning Meal, das für österreichische Verhältnisse als Mittagessen durchgehen würde, aber klassisch nepalesisch sehr üppig ausfällt: Reis, Curry, Linsen (auch bekannt als „Dal Bhat“) – und von alledem soviel, wie die Schüler wollen bzw. essen können. Da lautes Reden während des Essens nicht erlaubt ist und damit trotz den über 50 Kinder in einem Raum alles möglichst ruhig und gesittet ablaufen kann, hat die Schule ein „Fingersystem“ eingeführt, mit dem die SchülerInnen per Fingeranzahl andeuten können, wenn sie noch mehr z.B. Reis, Pickles oder Wasser haben möchten.
Nach dem Morning Meal wird typischerweise das Assembly (= Versammlung) abgehalten: Dazu versammeln sich alle SchülerInnen im Schulinnenhof, streng in möglichst akkuraten Reihen eingeteilt. Rechts neben der Bühne stehen die ganz Kleinen, begleitet von emsig agierenden Lehrerinnen, die alle Mühe haben, die Rasselbande zum Stillstehen und akkuraten Reihen-Einhalten zu bewegen. Dennoch, es funktioniert erstaunlich diszipliniert.
Ein Schüler aus einer höheren Stufe steht auf der Bühne und gibt vor, was seine Schulkameraden zu tun haben: Hände auf die Seite, Hände runter, in die Hände klatschen, einen Schritt nach links… Die Fahnenträger in den vorderen Reihen verziehen kaum eine Miene – bis die Nationalhymne Nepals erklingt und alle SchülerInnen, egal welchen Alters, enthusiastisch und voller Stolz mitsingen. Gänsehautfeeling pur – deutlich spürt man den Stolz der jungen Nepalesen auf ihr Heimatland.
Das Assembly dient auch dazu, wichtige Dinge zu verkünden – auch der Direktor richtet noch ein paar Worte an seine SchülerInnen. Nach dem Assembly kehren die Kinder in ihre Klassen zurück, wo nun der reguläre Schulunterricht stattfindet. Eine Unterrichtseinheit dauert 45min, zwischen den Stunden werden WC-Pausen eingelegt. Selbst in den Klopausen fragen die SchülerInnern höflich LehrerInnen oder Direktor um Erlaubnis, auf die Toilette gehen zu dürfen.
Da das Essen am Vormittag traditionell sehr üppig ausfällt, ist der Hunger zu Mittag nicht so groß und daher werden zu Mittags verschiedene „Snacks“ serviert. Direktor Rokaha ist gesundes Essen sehr wichtig. Die Schule legt seiner Aussage nach viel Wert auf viel Gemüse und eine gute Qualität der Lebensmittel. Stolz st der Direktor auf das gefilterte Wasser, das sich seine Schüler im Schulhof über einen Wasserhahn entnehmen können.
Nach den Mittagssnacks geht es für die Schüler wieder zurück in ihre Klassen. Der Nachmittagsunterricht dauert bis 16 Uhr. Nach einem anschließenden kurzen Snack ist von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr Zeit zum Spielen. Im Innenhof gibt es einen Tischtennistisch, auf dem sich v.a. die älteren Schüler unter heftigem Anfeuern jüngerer Burschen wilde Kämpfe liefern. Ebenso steht hier den Schülern ein Basketballkorb zur Verfügung und ausreichend Platz zum Fußballspielen. Die meisten Burschen sind begeisterte Fußballfans: Sie kicken im Schulhof, tragen stolz das Dress ihrer Lieblingsmannschaft (wie z.B. Real Madrid für den 13-jährigen Surendra) und verehren Cristiano Ronaldo. Stolz erzählt Chhyogel, der die 8. Klasse besucht, dass Cristiano Ronaldo und viele weitere berühmte Stars für das Erdbeben in Nepal gespendet haben.
Nach dem Spielen werden in den Klassenräumen brav die Hausaufgaben erledigt bis um 20 Uhr das Abendessen im Speisesaal serviert wird.
Nach dem Abendessen widmen sich die Schüler wieder ihren Hausaufgaben ehe dann um 22 Uhr Schlafenszeit ist und um 5 Uhr schon wieder der Wecker läutet.
Es ist im Vergleich zu österreichischen Verhältnissen schon auffällig, wie viele Hausübungen die SchülerInnen Nepals zu erledigen haben. Auf Nachfrage erklärt dies Direktor Rokaha mit dem Frontalunterricht, den nepalesische LehrerInnen ausüben: Da in den Unterrichtsstunden vorrangig von den Lehrpersonen „vorgetragen“ wird, müssen die SchülerInnen nach dem Unterricht das Gehörte eigenständig wiederholen und verarbeiten. Das hohe Arbeitspensum resultiert aber insbesondere aus dem unglaublichen und bewundernswerten Ehrgeiz unserer EcoHimal-SchülerInnen, den man in den persönlichen Gesprächen mit ihnen immer wieder heraushört. Wenn man von den enthusiastischen jungen Menschen erzählt bekommt, welche ambitionierten Ziele verfolgt werden und wie viel persönlichen Ehrgeiz sie eigenständig in die Schulbildung investieren – stets wohl wissend, welches Glück sie haben und welches Privileg sie durch unser Projekt erhalten haben – lässt einen dies fast schon etwas beschämt an seine eigene Schulzeit zurückdenken.
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